Peking
05 Mar 2017 (So) Peking (F M)
Bereits der 4. Tag und ich habe immer noch Jetlag. Obwohl wir gestern nach der Mammut Tour und dem gemeinsamen Abendessen todmüde gegen 19.30 h ins Bett gefallen sind. Gegen 2.00 Uhr nachts muss ich raus und hoffe, dass es Zeit ist aufzustehen. Leider nicht. Es ist erst 2.00 h. Also noch nicht duschen und frühstücken, sondern zurück ins Bett. Ich will schließlich nicht auch noch Kirsten wach machen. Daher entschließe ich mich unter der Decke ein bisschen am Reisebericht zu schreiben, auch wenn dies auf dem Tablet nicht immer so einfach ist. Geht am Computer wesentlich einfacher. Insbesondere Bilder lassen sich schlecht hochladen. Hilft nix. Muss Zuhause dann eben noch nachbearbeitet werden...
Ich freue mich schon auf das Frühstück. Typisch Reisegruppe wird ein Buffet im Speisesaal aufgebaut, das großem Ansturm gewachsen ist. Es ist sehr umfangreich. Sowohl europäischen als auch chinesischen Gästen wird Rechnung getragen. Warum nicht nach Obstteller und Spiegelei noch ein paar chinesische Nudel und Teigtaschen mit verschiedener Füllung probieren?
"Gott sei Dank " herrscht europäische Esskultur beim Frühstück. Ich war schon auf chinesische Eigenarten eingerichtet...😂
Lediglich für uns befremdlich, ein Großteil der Chinesen erscheint im einheitlichen Schlafanzug zum Frühstück. Für uns etwas "gewöhnungsbedürftig". Die Frauen in orange, Männer in schwarz. Wir werden aufgeklärt, dass es sich um eine Art Freizeit - Anzug für den Fitness Bereich handelt, der auf dem Zimmer bereit liegt. Bei den europäischen Gästen liegen Bademäntel im Zimmer. Ob ich den zum Frühstück anziehen soll? 😉
Ok., es ist jetzt 4.00 Uhr - immer noch zu früh zum Aufstehen. Leider bin ich überhaupt nicht müde, aber trotzdem wie gerädert und mein Magen knurrt.
Nach dem Frühstück im Hotel fahren wir zur Großen Mauer. Wir werden die Chinesischen Mauer (eines der 7 Weltwunder) besichtigen, die das chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen sollte, aber nie ganz den Zweck erfüllt hat. Etwa 2 Stunden werden wir Mauer und Gegend erkunden.
„Wer nicht auf die große Mauer gestiegen ist, ist kein wahrer Held". Diese Volksweisheit zeugt von dem großen Respekt, den die Chinesen diesem Bauwerk erweisen. Danach geht's zurück in die Stadt,
wo gegen 16./17.00 Uhr in direktem Anschluss die "Nachtfahrt "beginnt.
Optionale Tour (ca. 5 Stunden): Abendessen + Nacht Tour in Peking, 30 Euro per Person. Timing ist schließlich alles und auch Reiseleiter und Busfahrer wollen irgendwann "Feierabend ". Umziehen
und frisch machen wird sowieso überbewertet...
Freizeit und Individualität ist hier auch nicht erwünscht, man hat mit Plänen, Konformität und Gehorsam schließlich jahrelange Erfahrungen...
Chinesische Mauer
Um 8.00 Uhr geht die Fahrt los durch den morgendlichen Geschäftsverkehr. An jeder Fußgängerbrücke blitzen irgendwelche Geräte und Kameras fotografieren alle Autos. Wir sind sehr erstaunt darüber und empfinden das als starke Kontrolle. Frau Xu erklärt uns, damit würden die Chinesen leben. Alles diene eben der Sicherheit. Wir sehen das etwas anders, können sie aber nicht überzeugen. Die Straßen in Beijing sind breit, meist sechs, acht- oder zwölfspurig – dennoch ist immer Stau! Die Autobahnbrücken teils sogar 4-stöckig. Aber heute ist Sonntag und wir haben Glück. Normalerweise dauert es eine dreiviertel Stunde im Stau auf der 2. und 3. Ringstraße, bis es langsam aus der Stadt hinaus geht auf die Autobahn 110, die in die Mongolei und bis nach Tibet führt, sagt Frau Xu. Von hier sind es 4000 km nach Lhasa, wie ich einem Schild entnehmen kann. Das nächste Schild mit den Entfernungsangaben nach Lasa und nach Hohhot, der Hauptstadt der Mongolei, habe ich fotografiert, aber da haben tibetanische Aktivisten die Zahl ausgelöscht und den chinesischen Namen für Lhasa durchgestrichen. Die Tibeter wollen selbstständig sein und löschen die chinesischen Bezeichnungen, aber die Chinesen betrachten sie rigoros als eigenes Staatsgebiet.
Nach knapp 2 Stunden kommen wir in Badaling an. Es bläst der Wind und ist sehr kalt. Einige Teilnehmer haben sogar Handschuhe und Ski Jacke an und sind dick
eingemummelt. Ich gehöre auch dazu. Unter meinem Anorak habe ich noch einen warmen Pullover und eine Softshelljacke. Von Sonnenschein begleitet, machen wir uns auf den Weg zur Großen
Mauer.
Wir sind total gespannt und voller Erwartung, wie diese chinesische Mauer aussieht, die wir bisher nur von Bildern kennen. In der Regel kommen durchschnittlich
40.000 Besucher, es gibt also jede Menge Eintrittsgelder... Am vorigen Wochenende waren es 70 000 Besucher. Die Chinesen haben es
drauf und machen einfach aus allem Geld. Jetzt kommt man schon tausende Kilometer hierher, hält den Beweis hier gewesen zu sein in den Händen - doch dann nimmt uns die Reiseleiterin wieder die
schönen Eintrittskarten ab! Muss sie im Büro abrechnen. Aha! Kann man das nicht anhand der gebuchten Teilnehmer? Oder denkt die chinesische Agentur tatsächlich, dass die Teilnehmer evtl. diesen
Teil auslassen und die Reiseleiterin das frei verfügbare Ticket dann auf dem Schwarzmarkt verkauft??? Unser Protest nutzt nichts, wir müssen das Ticket direkt nach der Eingangskontrolle wieder
abgeben...
Auf Empfehlung der Reiseleiterin, nehmen wir den linken Mauerteil, der angeblich weniger steil und besser begehbar ist. Diese Seite ist auch weniger frequentiert. Trotzdem völlig naiv zu glauben, dass man die Mauer ohne Menschen fotografieren kann. Dazu müsste man an eine Stelle fahren, die weder chinesische noch europäische Touristen kennen. Ab und zu jedoch gibt es Lücken, denn wir sind schon sehr früh hier eingetroffen. Der grosse Ansturm kommt erst noch.
Die Mauer ist beeindruckend, schließlich kann man sie vom Weltall sehen. Vor allem hätten wir nicht gedacht, dass sie so steil ist. Touristen quälen sich über die unterschiedlich hohen Stufen hoch und wir fragen uns, wie damals die Soldaten Waffen und Gepäck hochgeschleppt haben. Zum Verschnaufen und fotografieren sind Pausen unerlässlich. Ich bin sicher, dass manche Stellen hier im 45° Winkel sind. Echt nicht einfach, manche gehen sogar rückwärts. Ohne Geländer geht hier nichts. Die Stufen sind durch die jahrelangen Touristenströme vollkommen ausgetreten und fast blank poliert. Ich wandere weiter Richtung zweiten Wachtturm. Man sagt ja die Chinesische Mauer besteigen. Jetzt weiss ich warum. Das Ganze ähnelt zeitweise einer Bergbesteigung. Ich hätte also doch die Wanderschuhe einpacken sollen!
Überall stehen chinesische Soldaten, die aufpassen, dass sich hier jeder anständig benimmt und keine Steine von der Mauer
mitnimmt. Wir sind hier nicht in Berlin! Bei dem Andrang wäre sonst bald von der Mauer nichts mehr vorhanden. Die Gesichter der Soldaten sind bewegungs- und ausdruckslos, aber sie schauen von
Zeit zu Zeit publikumswirksam durch das Fernglas gen Norden in die Mongolei, ob da kein Dschingis Khan angeritten kommt und die Mauer erstürmen will.
Nach dieser Wandertour gönnen wir uns eine kleine Tee Pause, bevor wir uns mit dem Rest der Gruppe am Eingang wieder treffen.
Nach dem Besuch der großen Mauer war natürlich unser Besichtigungsprogramm bei Weitem noch nicht zu Ende.
Auf dem Wege zurück nach Beijing stand als heutige Verkaufsveranstaltung eine Jade-Manufaktur auf dem Programm. Da es in einem "Saal" in der Fabrik hinter der Verkaufsstelle
Mittagessen gibt, (wir schätzen alle, es ist "gesponsert"), können wir nicht entkommen. Wir werden regelrecht genötigt, uns der Gruppe und den vielen Verkäufern anzuschliessen. Nach dem Essen
wollen wir gehen, dürfen jedoch nicht. Die Reiseleiterin erklärt uns, dass sie sonst grossen Ärger mit Sinorama bekommt, ausserdem wurde sie schon von den Kollegen "darauf hingewiesen", dass ihre
Gruppe nicht lange genug da war - ausserdem hat niemand was gekauft. Der Service war vielleicht aus diesem Grund nicht besonders freundlich. (Also doch "Heizdecken-Verkaufsveranstaltung".) Nach 50 Minuten Wartezeit nach dem Essen werden wir erlöst.
DANKE!!!
Solange Touristen bei diesen Touristenfallen einkaufen, wird sich das auch nicht ändern. Im Grunde sind wir also selbst schuld. Nächster Programmpunkt bitte!
Abendfahrt & Peking bei Nacht
Es ist erst 16.00 h, als wir zurück Richtung Stadt fahren. Jetzt schon zum Abendprogramm übergehen? Frau Xu will uns noch den See zeigen und eine alte Strasse. Dort können wir spazieren gehen bevor wir zum Abendessen gehen.
Hört sich langweilig an. Wir sind doch schon die letzten Tage genug gelaufen. Der Bus setzt uns ab und wir gehen durch die Unterführung zur anderen Straßenseite. (Besser ist das, bei dem Verkehr über die Straße zu gehen ist nicht empfehlenswert!) Sie zeigt uns den See und sagt, dass es hier auch eine alte Strasse gibt, mit "Hofhäusern". Gemeint sind einstöckige Häuser, teils 200 Jahre alt, mit einem Hinterhof. Klingt erst einmal nicht besonders aufregend und unter Hofhäuser kann ich mir auch nicht wirklich was vorstellen. Aus chinesischer Sicht mit 42-stöckigen Hochhäusern sind Häuser mit einem "Hof" schon etwas Besonderes. Und das ist es dann auch.
Das Leben spielt sich in den traditionellen Wohnvierteln auf der Straße ab. Frauen sitzen vor den Geschäften und unterhalten sich oder Männer spielen irgendwo auf einem Mauervorsprung Karten.
Passanten bleiben stehen, geben Ratschläge oder schauen einfach nur dem Spiel zu. Auch wir, allerdings ohne den Sinn des Spiels zu verstehen.
Die kleinen Gässchen, die die alten Hofhäuser miteinander verbinden, werden Hutongs genannt. Von den ursprünglich nahezu 6.000 Hutongs sind heute allerdings nur noch etwa 600 übriggeblieben. Bedingt durch Platzmangel, wurden im Laufe der Zeit die Innenhöfe immer weiter zugebaut. Viele Familien teilten sich hier oft die Sanitäranlagen oder auch die Küche. Im Zeichen der Modernisierung sind die alten Häuser den planwirtschaftlichen Betonblöcken gewichen. Zwischen dem Jahr 2000 und Beginn der Olympischen Spiele wurden ca. 165.000 Chinesen umgesiedelt. Man scheint auf diese Hochhäuser besonders stolz zu sein, denn Frau Xu wird nicht müde, uns von den modernen Errungenschaften einer neuen Wohnung vorzuschwärmen.
Zwischen hoch mit Papier und Kartons beladenen Karren, die durch die Straßen gezogen werden, parkenden Dreirädern mit "Wärmehandschuhen" und aufgestapelten Kisten und Waren findet hier das Leben statt. Vor seinem Laden vollgestopft zwischen Plastikrohren, Elektrokabeln, Wasserhähnen und Glühlampen wartet der Händler auf einem alten Hocker vor seinem Geschäft auf Kundschaft. Auf wenigen Quadratmetern findet sich hier alles, was man im Haus so benötigt. Kirsten meint, dies sei der chinesische Baumarkt ;) Es herrscht buntes Treiben und die Zeit, hier durchzubummeln ist leider viel zu knapp.
Da die Hutongs ein Touristenziel sind, gibt es natürlich auch viele Geschäfte, die alles anbieten, was ein Touristenherz begehrt. Dennoch ist es hier wirklich sehr schön.
Nachdem wir die Hutongs verlassen haben, geht es zurück in die Einkaufsmeile, die wir ja schon gestern Abend besucht haben. Insbesondere die Snackstraße direkt an der Wangfujing-Straße müssen wir unseren Mitreisenden zeigen. Hier zappeln lebende Skorpione am Spieß, bis sie dann für den "kleinen Hunger zwischendurch" in heißem Frittierfett landen.... Aber auch andere Insekten oder Maden liegen hier als Leckerei in den Auslagen. Überall riecht es nach Essen, wobei die bunten Früchtespieße hier eher mein Herz erfreuen würden, als Tintenfischteile, Entenköpfe oder Hühnerfüße.
Direkt in der nächsten Seitengasse dann absolute Touristenmeile mit Souvenirs jeglicher Art. Ob chinesische Fächer, mit Mao Tse Tung bedruckte Armeemützen oder Teetassen und Ess-Stäbchen. Die Preise fallen von 280 Yuen für einen Fächer auf 80 für zwei. Kirsten handelt, bis die Händler langsam sauer werden. Das heißt, sie hat den tatsächlichen Verkaufspreis erreicht.
Bevor wir zurück ins Hotel fahren, haben einige Waren den Besitzer gewechselt. Ich werde am Ende der Reise meine "Shopping-Tour" machen. Mal sehen, wieviel Platz mein Koffer hat....
Schedule
05.03.2017
Besuch der Großen Chinesischen Mauer
Nachttour
Location
Beijing West International Trade Hotel
16 Feng Guan Road, Fengtai, 100071 Peking
Details siehe Tag 3
Ausgaben: Mantel bei H&M für 699,- Y 😉