Die Hand, die die Wiege schaukelt, regiert die Nation und ihr Schicksal. Südafrikanisches Sprichwort
Kapstadt Sightseeing
Wenn man schon nach Südafrika fliegt, gehört natürlich der Besuch der "Mother City" zu den wichtigsten Programmpunkten. Ideal ist es, wenn man kein vorgefertigtes Touristen Programm bucht, denn dann ist man flexibel, was man wann machen möchte.
Kann ich jedem nur empfehlen, denn bzw.. der Besuch des Tafelberges ist wetterabhängig. Wenn er sein "Tischtuch" ausgebreitet hat, dh. von einer Wolkendecke eingehüllt ist, sieht man nichts. Pech, wenn man genau an diesem Tag eine Tour zum Tafelberg gebucht hat. Also, immer flexibel bleiben...
Los geht's
Planung über Route N2 - Somerset West - Kapstadt, 45 km, ca. 40 Minuten, je nachdem wohin man genau möchte, denn Kapstadt ist eine Millionen Metropole.
Somerset West - Kapstadt, 22.03.2022 Wetter: 25°C ☀️
Bevor wir jedoch nach Kapstadt aufbrechen, gehen wir richtig toll "Frühstücken" in einem meiner Lieblingslokale "Pajama & Jam", das von 2 Schwestern betrieben wird und in einer alten "Schrotthalle" mit Trödel, Antikem und Deko jeglicher Art untergebracht ist. Hier herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Die beiden Besitzerinnen servieren eine andere Getränke- oder Speisenauswahl als sonst in Südafrika üblich. Die Küche ist französisch angehaucht - mit einem Touch "vegan", also Grünzeug, und sei es nur die Blumendeko auf dem Teller... Auch die Auswahl an Torten und Törtchen kann sich sehen lassen. Alles hausgemacht, mit Glitter, Blümchen und mit viel Deko - auf jeden Fall extravagant.
Wir entscheiden uns für eine herzhafte Frühstücksauswahl, dazu nehmen wir ein Smoothie.
Gut gestärkt, fahren wir danach zusammen nach Kapstadt, das nur etwa 45 Min. entfernt liegt. Wir wollen heute die Stadt erkunden und heute Nachmittag fahre ich wieder zurück. Für die Beiden habe ich ein Backpacker im City Center gebucht, damit sie am Abend die Stadt unsicher machen können und das Nachtleben auf der Longstreet live und in Farbe erleben können. So ist zumindest der Plan....
Signal Hill, Boo Kap uns V&A Waterfronnt
Da zwei Tage Kapstadt "am Stück", also mit Übernachtung angesagt sind, ist die heutige Tagesplanung abhängig vom Busplan der roten "Sightseeing Busse". Dh., welche Stationen angefahren werden und wie das zeitlich so zusammen machbar ist, um das Beste aus diesen zwei Tagen rauszuholen. Deshalb steht für morgen Tafelberg und die anschließende blaue Tour mit dem Bus an.
Für heute ist zunächst einmal Signal Hill angesagt, denn von hier aus hat man den besten Blick auf den Tafelberg (und natürlich auch vom Bloubergstrand) und einen großartigen Rundumblick auf den Hafen von Kapstadt, auf Seapoint und auf Camps Bay. Wer will, kann natürlich den Signal Hill hochlaufen, aber das überlassen wir gerne anderen, denn wir sind ja "unter Zeitdruck" - Urlaubsstress nennt man das wohl. Es soll ja so viel als möglich, auf der Sightseeing-Liste abgehakt werden.
Nachdem wir eine kleine Rundumtour unternommen haben, eine Weile den Drachenfliegern zugeschaut haben, die hier oben zu einem Rundflug starten, jede Menge Fotos und Videos von allen Ecken gemacht haben, insbesondere natürlich auf den angesagten Bilderrahmen, die jedes Bild richtig in Szene setzen, geht es weiter zu unserem nächsten Programmpunkt. Wir hatten "eigentlich" noch einen Tandemsprung geplant, aber als wir starten wollten, kam Wind auf und der Sprung wurde abgesagt.
Unser nächstes Ziel - das Boo Kap, zwischen Signal Hill und Innenstadt gelegen. Es gibt Fotos, die man in jedem Reiseprospekt sieht. Die quietschbunten Häuser gehören dazu und dürfen die in keinem Fotoalbum eines Südafrika Reisenden fehlen. Auch nicht bei uns.
Nachdem wir einen 1A Parkplatz in erster Lage ergattert haben, was bei den steilen, engen Gassen gar nicht so einfach ist, schlendern wir zwischen den bunten Häusern durch das "Cape Malay" also Malaien Viertel, wie es auch genannt wird. Im Internet kann man lesen, dass Boo Kap, auf Deutsch so viel wie "über dem Kap" heißt. Auf Afrikaans heißt "über = hierbo" und wenn ihr Boo Kap in den Übersetzer eingebt, dann erscheint das Wort "Kapuze". Und wenn man logisch nachdenkt, dann macht das Sinn, denn in diesem Viertel wohnen überwiegend Muslime, die traditionell oft einen Kaftan tragen, mit Kapuze. Aber ich will hier nicht Wikipedia widersprechen...
Hier im Viertel wohnen die Nachfahren der Sklaven, die im 17. Jh. aus Asien kamen, wobei die wenigsten davon aus Malaysia kamen. Der größte Anteil kam aus Indien, Indonesien und Ceylon. Zu dieser Zeit war Malaiisch die vorherrschende Sprache in Südasien, sodass der Begriff Malaie auf alle aus Asien stammende Ankömmlinge angewandt wurde.
Eine Gemeinsamkeit war der islamische Glaube. Sheikh Yussuf, Gründer der islamischen Gemeinde, bekehrte viele der Sklaven zum islamischen Glauben, gegen den Widerstand der Holländisch Reformierten Kirche. Nicht verwunderlich, dass es heute noch 10 Moscheen im Boo Viertel gibt. Die älteste Moschee ist aus dem Jahr 1794, die Auwal Masjid Moschee und eines der Wahrzeichen des Viertels.
Die meisten der Einwanderer waren Handwerker, die sich hier kleine Häuser bauten und Stilelemente des kapholländischen und englischen Stils miteinander verbanden. Tradition und Werte haben diesen Stadtteil über Jahrhunderte geprägt. Auch die Küche ist von den Indisch - asiatischen Einflüssen beeinflusst. Currys, Biryani, Sosaties, Bredies, Bobotie (muss man probiert haben!!!) finden sich auf vielen südafrikanischen Speisekarten. Würzig und sehr lecker!
Bevor wir uns jedoch an der nächsten Straßenecke in einer kleinen Straßenküche ein paar Sosaties auf die Hand holen, zieht es uns in eine Toreinfahrt, die mit alten, ursprünglichen Gemälden verziert ist. Eine Treppe führt zu weiteren Häusern nach oben, die noch "ursprünglich" sind.
Wir bummeln durchs Boo Viertel - das zur WM 2010 touristisch "aufgemotzt" wurde. Viele Einheimische wurden vertrieben, dafür sind finanzkräftige Geschäfte eingezogen und die Häuser wurden, farblich aufeinander abgestimmt, in Knallfarben renoviert. Sieht schön aus, hat aber mit dem eigentlichen Viertel nichts zu tun. Dafür ist es jetzt ein Hotspot für Touris und Fotoshootings für Modekataloge. Denn hier gibt fast jedes Haus ein top Fotomotiv ab.
Nachdem wir genügend Fotos fürs Fotoalbum in allen Straßen geschossen haben, geht es Richtung V&A Waterfront. Auch hier die obligatorischen Fotos am Nelson Mandela Square - mit den 4 südafrikanischen Nobelpreisträgern. Weiter zur Brücke mit dem Leuchtturm, dem Abfahrtspunkt für die Touren zur Gefängnisinsel Robben Island. Und natürlich werden auch Fotos gemacht an der Klapp-Brücke mit den Entfernungsschildern in die verschiedenen Länder.
Allerdings ist hier nur ein kurzer Abstecher geplant, denn das nächste Ziel, der "Food Market" wartet schon auf uns. Er liegt gegenüber dem Aquarium (hier kann man am besten parken) am Nelson Mandela Square und bietet wirklich Alles, was man sich an Street Food nur so wünschen kann. Einfach nur extrem gut!
Ein kleiner Abstecher lohnt zur Ablegestelle der Bootstouren der Roten Busse - hinter dem Aquarium. Hier sonnen sich die Seelöwen/ Seals und liegen fototauglich bereit.
Nachdem wir alle Fotospots "abgehakt" haben, ist der Food Court das letzte Ziel des Tages, bevor ich die beiden Jungs in ihrem Backpacker ablade. Das Hostel liegt direkt im Zentrum, sodaß sie sowohl zur Waterfront oder in die City zu Fuss gehen oder ein Taxi nehmen können.
Zudem fährt morgen der Sightseeing Bus nicht weit entfernt ab. Allerdings ohne mich, denn ich brauche eine kleine Pause. 2 junge Herren im Schlepptau ist schon anstrengend und erinnert ein bisschen an früher. "Hunger, Durst und Toilette" sind die Worte des Tages. Morgen also eine reine "Männertour", bin jetzt schon gespannt, was die Herren morgen so berichten. Für mich heißt es, zurück nach Somerset, Füße hochlegen und morgen mal etwas relaxen ...
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